Ich begegnete Michael Otto zum ersten Mal in einem Kreis von Frauen und Männern, die sich Mitte der 90er Jahre wiederholt am Müritzsee trafen und darüber diskutierten, wie mit privaten Initiativen die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern unterstützt werden kann.
In meiner neuen Aufgabe als Bundespräsident bat ich Michael Otto, mir die sprichwörtliche Mäzenatenkultur der Hamburger Kaufmannschaft vertieft zu erläutern. Und als ich mich bei einem Besuch des Landes Schleswig-Holstein vor Ort über die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz informieren wollte, ließ er es sich nicht nehmen, mir persönlich die Arbeit des Michael-Otto-Instituts im NABU in Bergenhusen vorzustellen. Er offenbarte ein erstaunliches Detailwissen über das Leben (und die Bedrohung) der Störche und Wiesenvögel.
Schon viele Jahre und bis heute tauschen wir uns aber vor allem über Afrika aus. Michael Otto hat als weitsichtiger Unternehmer längst das große wirtschaftliche und politische Potenzial dieses Kontinents erkannt. Aber er sieht sich auch durch die Armut dort als Unternehmer und Weltbürger gefordert. In Afrika ist sein Name inzwischen fast zu einem Synonym für „organic cotton“ geworden, dem umweltschonenden Anbau von Baumwolle. Ich freue mich sehr darüber, dass Michael Otto keine Mühe scheut, auch im persönlichen Gespräch in Afrika um bessere Rahmenbedingungen für privatwirtschaftliche Investitionen zu werben. In seiner Vision für Afrika sollten Baumwolle und andere Rohstoffe zunehmend vor Ort verarbeitet werden. Er weiß, dass der allgegenwärtigen Perspektivlosigkeit der afrikanischen Jugend vor allem auch durch Bildung, Ausbildung und Arbeitsplätze entgegengewirkt werden muss.
Unser Grundgesetz garantiert das Recht auf Privateigentum. Und es sagt: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen“. Michael Otto lebt diese Verpflichtung.
Unternehmer wie Michael Otto sind Vorbild und Ansporn, die Soziale Marktwirtschaft lebendig zu halten, für den Wohlstand in Deutschland und der Welt.
Danke Michael Otto. Ad multos annos.
Prof. Dr. Horst Köhler