Unternehmer

Umwelt und Nachhaltigkeit

23.02.20233 Minuten Lesezeit

Sie haben als Unternehmer sehr früh den Umweltschutz zum Unternehmensziel erklärt. Woher kommt ihr grüner Antrieb?

Es gab tatsächlich ein Schlüsselerlebnis, das mein Interesse an diesem Thema geweckt hat. Der erste Bericht des „Club of Rome“ von 1972, die „Grenzen des Wachstums“ hat mich damals aufgerüttelt. Der Bericht zeigte ganz klar, dass unsere Art des Wirtschaftens die Endlichkeit der Ressourcen nicht berücksichtigt. In einigen Prognosen schoss dieser Bericht aus heutiger Warte vielleicht über das Ziel hinaus. Aber das Prinzip stimmte.

Welche Rolle spielen Umweltschutz und Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen?

Umweltschutz und Sozialverantwortung sind bereits seit Mitte der 80er Jahre integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie, denn mir war es immer ein Anliegen, so zu wirtschaften, dass nachfolgenden Generationen daraus kein Nachteil erwächst. Wirtschaftliches Wachstum kann durchaus an der Knappheit der natürlichen Ressourcen ausgerichtet werden und gleichzeitig dem sozialen Fortschritt zuträglich sein. Dazu bedarf es aber langfristiger Strategien.

Wurden Sie damals in Ihren Gedanken unterstützt?

Als ich in den 80er Jahren Umweltschutz als Unternehmensziel verankert habe, haben mich etliche Kollegen als weltfremden Öko bezeichnet. Heute werden die Themen Umweltschutz und soziale Verantwortung von vielen Unternehmen apostrophiert und von nicht wenigen auch tatsächlich gelebt.

Welche Probleme empfinden Sie als die Drängendsten unserer Zeit?

Die zunehmende Kluft zwischen armen und reichen Ländern, die Überfischung der Weltmeere, die Übernutzung der Natur und den Klimawandel. Insbesondere beim Kampf gegen die CO2-Emissionen müssen wir mehr Tempo machen. Der globale Klimawandel ist Realität und wird uns, wenn wir weiterhin nicht handeln, schon bald vor große Herausforderungen stellen. Ohne entschlossenes Gegensteuern wird sich die Erdatmosphäre um bis zu 4,5° Celsius erwärmen. Die Risiken für das Zusammenleben auf unserem Planeten sind dann nicht mehr kalkulierbar. Es wird zur Versteppung von Landschaften, zu Völkerwanderungen und zum Krieg um Wasser kommen. Wirtschaft und Politik müssen sich diesem Problem stellen.
Im Rahmen der „2°-Initiative - Deutsche Unternehmer für Klimaschutz (heute: Stiftung KlimaWirtschaft)“, die im März 2007 auf meine Initiative hin gegründet wurde, unterstützen wir deshalb die Bundesregierung auf nationaler und internationaler Ebene bei einer erfolgreichen Politik zum Schutz des Weltklimas. Das definierte Ziel: Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5º Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau.

Ist Nachhaltigkeitspolitik auch ein Imagefaktor für die Unternehmen geworden?

Es gibt Unternehmen, die nachhaltige Wirtschaftstätigkeit immer noch mit reiner Wohltätigkeit verwechseln. Sie finanzieren Umwelt- und Sozialprojekte aus Gewinnen, die sie zuvor unter wenig nachhaltigen Aspekten erwirtschaftet haben. Für diese Unternehmen mag das Thema ein Imagefaktor sein. Für mich steht Nachhaltigkeit hingegen für ein verantwortungsvolles Unternehmensmanagement. Es ist ein „Must“ für Unternehmen, die ernsthaft Verantwortung für ihre Wirtschaftstätigkeit übernehmen wollen. Alle Unternehmen, die dieses Thema ernsthaft angehen, steigen in ihrer Glaubwürdigkeit und damit automatisch auch ihre öffentliche Reputation.

Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Nachhaltigkeitsaktivitäten Ihrer Unternehmensgruppe?

  1. die Umsetzung unserer ambitionierten Klimaschutzstrategie 
  2. die Umsetzung unserer Umwelt- und Sozialstandards bei den Lieferanten in Risikoländern
  3. die Erweiterung des Angebots an nachhaltigen Produkten
  4. die Suche nach Lösungen für gesellschaftliche Probleme im Rahmen unserer Wirtschaftstätigkeit in Form der „Hilfe zur Selbsthilfe“

Wie schaffen Sie die aus Ihrer Sicht richtige finanzielle Balance zwischen Wirtschaftlichkeit auf der einen Seite und Nachhaltigkeit auf der anderen Seite?

Eine nachhaltige Wirtschaftstätigkeit kostet nicht nur, sie hilft auch, zu sparen. Bestes Beispiel sind die Energiekosten, denn Energieversorgung und Energieeffizienz sind durchaus im wirtschaftlichen Interesse von Unternehmen. Wir legen besonderen Wert auf den sparsamen Einsatz natürlicher Ressourcen wie Wasser, Holz und Energie – von der Supply Chain über die Gebäude bis hin zur Logistik.

Was ist aus Ihrer Sicht der beste Ansatz, um die große Masse der Transporte umweltverträglicher zu gestalten?

Grundsätzlich: eine kapazitätsorientierte Planung. Außerdem brauchen wir eine Verlangsamung von Transporten. Dies kann nur mit Unterstützung der Verbraucher erfolgen. Auch die Verlagerung von Transporten auf die Bahn und das Seeschiff sowie die Investition in treibstoffarme Nutzfahrzeuge und die Nutzung alternativer Antriebskonzepte halte ich für sinnvoll.

Bitte nennen Sie ein paar innovative Beispiele für grüne Logistiklösungen, die Ihnen besonders gut gefallen?

Ich halte die umweltfreundliche Verkehrsplanung via GPS und eine Auslastung der Transporte für besonders innovativ. Aber auch eine alternative Energieerzeugung an den Logistikstandorten selbst, beispielsweise durch den Einsatz von Holzschnitzelheizungen und Photovoltaikanlagen, halte ich für wichtig. Darüber hinaus gibt es viele kleine Dinge, die man tun kann. Ich bin ein Fan alternativer Antriebe. Das können z.B. auch elektrische Botenfahrräder im Stadtverkehr sein.

Prof. Dr. Michael Otto als

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Prof. Dr. Michael Otto als

Bürger