Wachstum muss neu definiert werden. Ein rein quantitatives Wachstum muss zugunsten eines verstärkt qualitativen Wachstums ersetzt werden. Dafür brauchen wir politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen, damit sich Bürger und Konzerne gleichermaßen sicher in die Zukunft bewegen können. Ohne soziale, politische und technische Innovationen können auch wirtschaftliche Innovationen nicht greifen. Alles muss zusammen wirken. Hier haben wir eine große Aufgabe vor uns.
Erstens: Kurzfristiges Denken und Handeln von Managern, die nur ihre eigene Karriere, aber nicht die langfristige Entwicklung des Unternehmens im Kopf haben. Zweitens: Verharren in bestehenden Strukturen und Denkmustern, anstatt das Unternehmen konsequent zu erneuern. Drittens: Gewissenloses Wirtschaften, ohne Rücksicht auf die Interessen von Mitarbeitern, Gesellschaft und Umwelt.
Die Soziale Marktwirtschaft und die Regeln eines ehrbaren Kaufmanns sollten wieder mehr Beachtung finden. Die Freiheit wirtschaftlichen Handelns und die soziale Verantwortung gegenüber allen Anspruchsgruppen sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Die große Mehrheit der Unternehmer hält sich aber auch daran, beides zu berücksichtigen.
Ich finde die aktuelle Diskussion gut und richtig, denn ich empfinde es als nicht gerecht, dass Manager selbst bei Minder- oder Nichtleistung hohe Abfindungen kassieren. Allerdings ist dies vor allem ein Problem, das die Gesellschafter und Aufsichtsräte lösen müssen.
In einer Sozialen Marktwirtschaft kommt dem Staat die wichtige Aufgabe zu, durch Gesetze den Rahmen und damit Grenzen zu setzen. Wenn ich zum Beispiel an die Finanzwirtschaft denke, so ist bei der nötigen Regulierung noch längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Ich finde es gut, dass Deutschland zum Beispiel beim Stopp von Leerverkäufen vorgeprescht ist und ich unterstütze die Finanztransaktionssteuer, auch wenn nicht alle europäischen Länder mitmachen.
Die Banken müssen sich wieder auf ihr Kerngeschäft besinnen, welches die Versorgung der Realwirtschaft mit Krediten ist. Kurzfristiges Profitstreben einzelner auf Kosten der Weltgemeinschaft darf es nicht mehr geben. Die Risikosituation von Banken und Ländern muss enger kontrolliert werden. Außerdem brauchen wir Institutionen, die schädliche Arten von Spekulationsgeschäften verteuern oder gar aussetzen dürfen.
Von einer nochmaligen Besteuerung bereits versteuerten Vermögens halte ich nichts. Diese Substanzbesteuerung würde dazu führen, dass vor allem mittelständische Unternehmen bei Verlusten auch noch Steuern zahlen müssten. Das würde Wachstum und Arbeitsplätze kosten. Wenn der Staat alle Einsparmöglichkeiten ausgeschöpft hat, könnte ich mir eine Anhebung des Spitzensteuersatzes vorstellen. Gerade wer als Unternehmer ordentliche Gewinne macht, sollte auch entsprechende Steuern zahlen, und zwar in Deutschland.
Die hohe Innovationskraft kombiniert mit den altbekannten deutschen Tugenden wie Gründlichkeit, Pünktlichkeit, Qualität und gutem Service werden auch in Zukunft den Vorteil des Wirtschaftsstandorts Deutschland ausmachen.
Ich bin durchaus für die Einführung von Mindestlöhnen. Allerdings sollten diese zwischen den Tarifparteien ausgehandelt werden und sie sollten sich je nach Branche und auch nach Region unterscheiden. Erst wenn Tarifverträge in bestimmten Branchen nicht für allgemeinverbindlich erklärt werden können, weil dort weniger als 50 Prozent der Beschäftigten tariflich organisiert sind, muss gegebenenfalls auch der Staat ran.
Wir brauchen den Euro, daher sollten wir ihn verteidigen. Deutschland und Europa benötigen eine starke Leitwährung neben dem Dollar.
So weit zu gehen, wäre wohl nicht sinnvoll. Es fängt schon damit an, dass wir in Europa – anders als in den USA – nicht eine Sprache sprechen. Wir sollten allerdings unsere Finanz- und Wirtschaftspolitik stärker aufeinander abstimmen.